Wenn mein Moment gekommen ist, möchte ich nicht, dass du
bei mir wachst.
Mir kurz die Decke grade ziehen, das darfst du, sonst aber
nichts.
Und wenn du bei diesem Deckegradeziehen auch noch ganz
lieb lachst,
werd ich das vorgetäuschte Glück für dieses eine Mal dir
doch vergeben.
Sitz nicht am Bett und zähl die wechselnd langen Intervalle
meines schon faulenden Atems. Halt nicht meine Hand,
die wie ein leerer Fäustling daliegen wird, in dem doch
einmal
meine Hand gesteckt und nach deiner gefaßt hat.
Hör nicht auf das schreckliche Knacken und Klopfen in
meiner Brust,
das Gerüttel des Krebses an meinen hinfälligen Knochen,
und schau mir nicht in die Augen, die schon gebrochen in
ihren Höhlen,
sich dem großen Dunkel ergeben,
das keine Nacht sein wird.
Lass mich zurück im Zimmer. Lass mich allein.
Denn in uns beiden zusammen darf nur das Leben sein.
Sei so nett, diese Banalität zu ignorieren,
geh hinaus in den Garten.
Häng dort Wäsche auf, ich werd zusehen durchs
Fenster,
wie sie mir im Wind, ein flatternder Gruß, salutiert.
Brat Zwiebeln zum Beispiel, und laß sie in Butter
mordsmäßig bräunen, damit ich sie bis in mein Zimmer
hinauf rieche
und denke: „ Mein Gott, was kann sie gut kochen!“
Aber wenn ich meiner Beine noch mächtig bin
und das hoff ich doch,
werd ich mich ans Treppengeländer klammern,
das ich eigentlich auch noch streichen müsst’,
und rufen:“ Ich bin schon hier oben, mein Liebling,
bis bald."
aus 'madame verona steigt den hügel hinab'